In dem am Montag von André Werner kuratierten Block Secret Codes, wurde die Videoarbeit Duets (2009) von Gast-Kuratorin Catherine Forster präsentiert.

In diesem sehr abstrakt gehaltenem Video wird die Gegensätzlichkeit von persönlichem Rückzug und aktionistischem Handeln, zwischen Passivität und Aktivität thematisiert. Zu sehen bekommt man in dem Video Nahaufnahmen einer Wasseroberfläche, die mit einer Großzahl an unterschiedlich großen oder kleinen Luftblasen versetzt ist. Durch Wellenbewegungen geraten die Luftblasen in ein dynamisches Durcheinander, von dem eine beruhigende Wirkung ausgeht. Die Distanz der Kamera zur Wasseroberfläche variiert von Zeit zu Zeit und lässt dem Betrachter dabei Gelegenheit sich mit dem zuvor gesehenem Bild eines Fischschwanzes, gefilmt durch die Außenwand eines Aquariums, zu beschäftigen. Die thematische Auseinandersetzung mit dem Motiv des Wassers entstammt aus der von Catherine Forster beschriebenen Allegorie des Wassers als Rückzugsmedium. Verständlich wird das, wenn man bedenkt, was passiert, wenn man mit dem Körper unter Wasser taucht. Die Geräusche der Umwelt verblassen, die Gesetze der Schwerkraft werden ausgeschaltet. Es scheinen für den Moment keine Bindungen, keine Verpflichtungen zu existieren. Gleichzeitig jedoch kann das Wasser auch als Gefängnis verstanden werden, als Bedrohung. Innerhalb dieses Zwiespalts versucht Forster ihrer Beklemmnis gegenüber dem Entscheiden Ausdruck zu verleihen. Rückzug oder Wagnis? Sicherheit oder Freiheit?

Diese Unentscheidbarkeit oder Mehrdeutigkeit spiegelt sich in der Wahl des ausgesuchten Materials wider. Jedoch wird dem Versuch, Ausgeglichenheit innerhalb dieser Ambivalenz zu suchen, Rechnung getragen, wenn man die Gelassenheit des Videos bedenkt.

Von Martin Tscholl

Gestern Abend wurde der erste Block Tomorrow, Night and Day des von Klaus W. Eisenlohrs kuratierten Urban Research Program innerhalb der Directors Lounge präsentiert. Die Auswahl zeigte Arbeiten von internationalen Künstlern, die sich in diesem Block in Form von experimentellen, animierten als auch fiktiven Formaten der Auseinandersetzung mit dem urbanen, öffentlichen Raum widmen.

Das Video von Anders Weberg Elsewhereness:Yokohama (2008) aus der gleichnamigen Reihe, befasste sich mit urbaner Entfremdung, was sich ganz offensichtlich in der Form des präsentierten Videos widerspiegelt. So sieht man in der 7 Minuten langen Arbeit übereinandergelegte, abstrahierte Aufnahmen der Stadt Yokohama. Die mit starkem Kontrast verfremdeten Bilder werden von einer elektronischen, sphärischen Musikkomposition begleitet, was der Arbeit eine hypnotische Qualität verleiht. Das Thema der Entfremdung wird konzeptuell von der Abwesenheit des Künstlers verstärkt, wenn man bedenkt, dass das Rohmaterial der verfremdeten Bilder aus dem Internet recherchiert worden ist und sich der Künstler nie in Yokohama aufgehalten hat. Die manipulierten Aufnahmen werden dadurch zu einer surrealen Reise durch eine entfremdete Landschaft, die auf der Grundlage der kulturellen Vorannahmen und Stereotypen des Künstlers über den Ort basiert. Der Ort bleibt hierbei belanglos, da das Fremde überall zu finden ist. Die einzigen Anzeichen, dass man sich in einer asiatischen Großstadt wiederfindet, sind japanische Schriftzeichen. Die gezeigte Arbeit von Weberg geht von einer anonymen, mechanisierten Zivilisation aus, die mit Hilfe digitaler Medien aus der Distanz erkundet wird. Entfremdung und Abwesenheit werden dabei als Mittel verwendet um die Wahrnehmung des Fremden, dass hier nicht verstanden werden kann und will, erfahrbar zu machen.

Von Martin Tscholl


Zur Eröffnung der diesjährigen Directors Lounge wurde gestern Abend ein Querschnitt des Programms der nächsten zehn Tage präsentiert. In der alten Brauerei Pfefferwerk im Prenzlauer Berg startete die Directors Lounge zum 6. Mal, parallel zur 60. Berlinale. Unterteilt in drei Blöcke, wurde eine Vorauswahl der kommenden Tage präsentiert. Neben den gezeigten Film- und Videoarbeiten, konnte man in den Nebenbereichen der angenehm gestalteten Lounge verschiedene Videoinstallationen betrachten.

Der von Klaus W. Eisenlohr kuratierte Block des Urban Research Program gab einen Vorgeschmack auf die kommenden Tage: Neun Filme und Videos wurden in diesem Block gezeigt, die vor allem die subjektive Erfahrung und Erkundung des großstädtischen Raumes zum Thema haben. In diesem Programmblock, der sich durch eine gesunde Kombination aus dokumentarischen und experimentellen Formaten auszeichnete, beeindruckte vor allem die Arbeit von Pablo Useros „Decent“ aus der Reihe Found People Movements: In dieser Arbeit werden Passanten einer Treppe im öffentlichen Raum gefilmt. Der Filmer nimmt hierbei eine observierende Position ein und zeigt Menschen, die in einer durch Blütenregen mystisch anmutenden Szenerie eine breite Treppe hinuntergehen. Die an das Innenleben einer Schneekugel erinnernde Situation verstärkt den mystischen Charakter des in Zeitlupe laufenden Videos. Das in vertikaler Ausrichtung präsentierte 16:9 Format, erinnert durch diese Anordnung an die Malerei der Renaissance. Dieser Eindruck wird durch die auditive Dimension verstärkt. So hört man zu den Bildern der herabsteigenden Menschen eine Arie, die den filmischen Ausdruck bekräftigt. Durch die vertikale Ausrichtung des Formats gerät der Mensch in seiner Ganzheit in den Fokus des Bildes, wird ins Zentrum der filmischen Reflexion gebracht. Das nebensächliche, scheinbar belanglose Hinuntersteigen der Treppe gerät in einen Moment, der den urbanen Alltag aus einer ästhetischen Perspektive wiedergibt.

Die Arbeit „This is a Political Film“ von Pablo Useros aus der Reihe Found People Movements ist am Freitag, den 19.02., in dem Block Urban Interference um 18 Uhr in der Directors Lounge zu sehen.

von Martin Tscholl