Gestern Abend wurde der erste Block Tomorrow, Night and Day des von Klaus W. Eisenlohrs kuratierten Urban Research Program innerhalb der Directors Lounge präsentiert. Die Auswahl zeigte Arbeiten von internationalen Künstlern, die sich in diesem Block in Form von experimentellen, animierten als auch fiktiven Formaten der Auseinandersetzung mit dem urbanen, öffentlichen Raum widmen.
Das Video von Anders Weberg Elsewhereness:Yokohama (2008) aus der gleichnamigen Reihe, befasste sich mit urbaner Entfremdung, was sich ganz offensichtlich in der Form des präsentierten Videos widerspiegelt. So sieht man in der 7 Minuten langen Arbeit übereinandergelegte, abstrahierte Aufnahmen der Stadt Yokohama. Die mit starkem Kontrast verfremdeten Bilder werden von einer elektronischen, sphärischen Musikkomposition begleitet, was der Arbeit eine hypnotische Qualität verleiht. Das Thema der Entfremdung wird konzeptuell von der Abwesenheit des Künstlers verstärkt, wenn man bedenkt, dass das Rohmaterial der verfremdeten Bilder aus dem Internet recherchiert worden ist und sich der Künstler nie in Yokohama aufgehalten hat. Die manipulierten Aufnahmen werden dadurch zu einer surrealen Reise durch eine entfremdete Landschaft, die auf der Grundlage der kulturellen Vorannahmen und Stereotypen des Künstlers über den Ort basiert. Der Ort bleibt hierbei belanglos, da das Fremde überall zu finden ist. Die einzigen Anzeichen, dass man sich in einer asiatischen Großstadt wiederfindet, sind japanische Schriftzeichen. Die gezeigte Arbeit von Weberg geht von einer anonymen, mechanisierten Zivilisation aus, die mit Hilfe digitaler Medien aus der Distanz erkundet wird. Entfremdung und Abwesenheit werden dabei als Mittel verwendet um die Wahrnehmung des Fremden, dass hier nicht verstanden werden kann und will, erfahrbar zu machen.
Von Martin Tscholl