Zur Eröffnung der diesjährigen Directors Lounge wurde gestern Abend ein Querschnitt des Programms der nächsten zehn Tage präsentiert. In der alten Brauerei Pfefferwerk im Prenzlauer Berg startete die Directors Lounge zum 6. Mal, parallel zur 60. Berlinale. Unterteilt in drei Blöcke, wurde eine Vorauswahl der kommenden Tage präsentiert. Neben den gezeigten Film- und Videoarbeiten, konnte man in den Nebenbereichen der angenehm gestalteten Lounge verschiedene Videoinstallationen betrachten.
Der von Klaus W. Eisenlohr kuratierte Block des Urban Research Program gab einen Vorgeschmack auf die kommenden Tage: Neun Filme und Videos wurden in diesem Block gezeigt, die vor allem die subjektive Erfahrung und Erkundung des großstädtischen Raumes zum Thema haben. In diesem Programmblock, der sich durch eine gesunde Kombination aus dokumentarischen und experimentellen Formaten auszeichnete, beeindruckte vor allem die Arbeit von Pablo Useros „Decent“ aus der Reihe Found People Movements: In dieser Arbeit werden Passanten einer Treppe im öffentlichen Raum gefilmt. Der Filmer nimmt hierbei eine observierende Position ein und zeigt Menschen, die in einer durch Blütenregen mystisch anmutenden Szenerie eine breite Treppe hinuntergehen. Die an das Innenleben einer Schneekugel erinnernde Situation verstärkt den mystischen Charakter des in Zeitlupe laufenden Videos. Das in vertikaler Ausrichtung präsentierte 16:9 Format, erinnert durch diese Anordnung an die Malerei der Renaissance. Dieser Eindruck wird durch die auditive Dimension verstärkt. So hört man zu den Bildern der herabsteigenden Menschen eine Arie, die den filmischen Ausdruck bekräftigt. Durch die vertikale Ausrichtung des Formats gerät der Mensch in seiner Ganzheit in den Fokus des Bildes, wird ins Zentrum der filmischen Reflexion gebracht. Das nebensächliche, scheinbar belanglose Hinuntersteigen der Treppe gerät in einen Moment, der den urbanen Alltag aus einer ästhetischen Perspektive wiedergibt.
Die Arbeit „This is a Political Film“ von Pablo Useros aus der Reihe Found People Movements ist am Freitag, den 19.02., in dem Block Urban Interference um 18 Uhr in der Directors Lounge zu sehen.
von Martin Tscholl